A wie Selbstmord, B wie Sterbehilfe, C wie Cotard-Syndrom

du willst nicht tot sein, denn du willst nicht sterben müssen.

du willst nicht darüber nachdenken müssen, wie du dir das Leben nehmen kannst (ausbluten, einschlafen, erhängen, erschießen, ersticken, ertrinken, springen, vergiften), was die schnellste und gleichzeitig schmerzfreiste und gleichzeitig unkomplizierteste und gleichzeitig einfachste Variante wäre. du willst keine Stunden damit verbringen, deine suicide note (oder würde es doch eher ein Abschiedsbrief werden?) zu schreiben. (denn stunden-, wenn nicht sogar tagelang würde es dauern, das schreiben; durchstreichen; verwerfen; verzweifeln; nachdenken; abschweifen; überlegen; wiederherstellen; wiederstreichen; wiederwerfen; wiederzweifeln; wiederdenken; wiederschweifen; wiederlegen; widerlegen. an wen adressieren? („liebe alle“) womit beginnen? („es liegt nicht an euch, es liegt an mir“) womit enden? („bis bald / auf Nimmerwiedersehen – je nach Wunsch bzw. Glaubensansicht bitte die bevorzugte Phrase wählen“) was sagen?

Selbstmord ist doch eigentlich auch Sterbehilfe, meinst du. Sterbehilfe ist jemandem beim Sterben helfen, denkst du dir. du bist jemand, jeder ist jemand, vermutest du. jemand selbst, selbst jemand, oder jemand anderer ist egal, stellst du fest. Selbstmord ist also auch Sterbehilfe, weißt du nun.

wenn du also etwas gegen Selbstmord hast, musst du auch etwas gegen Sterbehilfe haben, und umgekehrt. wenn du also für Sterbehilfe bist, darfst du nicht gegen Selbstmord sein, und umgekehrt.

du willst nicht tot sein, aber du würdest gerne glauben, dass du bereits tot bist. du würdest dir gerne Gedanken über dein eigenes Begräbnis machen während du dir keine Sorgen über den Alltag machen müsstest. du würdest abnehmen und drogenunabhängig, du würdest langfristig vielleicht sogar glücklich und irgendwann auch geheilt werden.

du willst nicht tot sein, aber du hättest überhaupt nichts dagegen, wenn alle glauben würden, dass du glaubst, dass du tot bist!